Was ist eigentlich Urban Mining?

88
Elektroschrott | Michael Knoll auf Pixabay

BUCHTIPP

  1. Das Prinzip Waldgarten: In 7 Schichten.., – AMAZON
  2. Das große Handbuch Waldgarten – AMAZON

Transparenz-Hinweis: Die aufgeführten Links sind sogenannte Partnerlinks. Wenn du über einen dieser Links etwas bestellst, erhalten wir eine kleine Provision. Mehr Infos über Partnerlinks.

Warum der Rohstoff der Zukunft nicht in der Erde liegt – sondern in deinem Haus

Urban Mining klingt wie Science-Fiction – dabei ist es wahrscheinlich einer der wichtigsten Bausteine für die Zukunft: eine Welt, in der wir unsere Rohstoffe nicht mehr abbauen, sondern zurückholen. Aus alten Gebäuden. Aus kaputten Geräten. Aus Kabeln, Autos, Deponien.

Denn während der klassische Bergbau nach neuen Quellen sucht, weiß das Urban Mining längst: Die Schätze liegen schon da. Man muss nur wissen, wo – und wie man sie zurückgewinnt.

Mehr als Müll: Urban Mining denkt voraus

Während die Abfallwirtschaft sich damit beschäftigt, was mit Dingen passiert, nachdem sie entsorgt wurden, setzt Urban Mining viel früher an:

  • Es betrachtet Häuser, Straßen, Maschinen, Smartphones als temporäre Rohstofflager
  • Es analysiert, wo, wann und wie Materialien wieder verfügbar werden
  • Und es sucht nach Wegen, sie so effizient wie möglich wieder nutzbar zu machen

Kurz gesagt: Urban Mining ist die vorausschauende Rohstoffstrategie der Kreislaufwirtschaft.

Das anthropogene Lager – unser vergessenes Vermögen

In Deutschland sind über 1,3 Milliarden Tonnen Material in Infrastrukturen, Fahrzeugen und langlebigen Gütern gebunden. Viele davon enthalten wertvolle Rohstoffe:

  • Kupfer in Kabeln und Leitungen
  • Aluminium, Eisen, Stahl in Gebäuden und Maschinen
  • Seltene Erden in Elektromotoren, Smartphones, Displays
  • Beton, Ziegel, Dämmstoffe in Bauwerken

All diese Materialien schlummern im sogenannten anthropogenen Lager – also in der Gesamtheit aller Güter, die wir geschaffen haben. Sie bilden den Rohstoffvorrat der Zukunft.

Wie funktioniert Urban Mining?

Das Umweltbundesamt hat Urban Mining als eigenständige Strategie anerkannt – mit klaren Leitfragen:

? 

1. Wo sind die Lager?

→ Altbauten, Straßen, Industrieanlagen, Geräte, Deponien

? 

2. Was ist enthalten?

→ Welche Rohstoffe, in welcher Menge, in welcher Zusammensetzung?

 

3. Wann wird es verfügbar?

→ Je nach Lebensdauer, Umbau, Abriss oder Defekt

? 

4. Wer ist beteiligt?

→ Bauwirtschaft, Kommunen, Recyclingbetriebe, Hersteller

♻️ 

5. Wie lassen sich Kreisläufe schließen?

→ Durch Rückbaukonzepte, Trennbarkeit, Wiederverwertung, Recyclingtechnik

Begriffsklärung: Was gehört alles dazu?

Urban Mining ist mehr als nur Elektroschrott-Recycling. Es umfasst:

  • Prospektion & Exploration: Wo ist was verbaut? Welche Gebäude enthalten was?
  • Digitale Materialkataster: Gebäude- und Produktausweise, die Materialien erfassbar machen
  • Landfill Mining: Alte Deponien als Rohstoffquelle
  • Recyclingfähiges Design: Produkte von Anfang an so planen, dass sie rückbaubar sind
  • Wissensmanagement: Welche Stoffe sind wo verfügbar? Wer darf sie wann nutzen?

Warum das so wichtig ist

Die Gründe liegen auf der Hand:

  • Natürliche Rohstoffvorkommen sind begrenzt – und werden schlechter zugänglich
  • Die Förderung ist oft umweltschädlich und sozial problematisch
  • Viele Länder – auch Deutschland – sind hochgradig importabhängig
  • Digitalisierung, Energiewende und moderne Technik brauchen immer mehr Materialien

Urban Mining ist die Antwort auf all das. Es verbindet Ressourcenschonung, Versorgungssicherheit und Innovation.

Vom Produktdesign bis zur Kreislaufführung: Es beginnt früher als gedacht

Damit Urban Mining funktioniert, braucht es Weitblick:

  • Schon beim Bau oder Kauf sollten Materialien trennbar, dokumentiert und recyclingfähig sein
  • Geräte müssen reparierbar und rückbaubar sein – statt verklebt und vergossen
  • Unternehmen und Politik brauchen transparente Stoffflüsse – durch digitale Produktpässe

Nur so wird aus einem Gerät oder Gebäude von heute der Rohstofflieferant von morgen.

Fazit: Der Schatz liegt längst vor uns

Urban Mining heißt: Die Rohstoffe der Zukunft liegen nicht irgendwo im Kongo oder in der Tiefsee – sondern in deinem Handy, deinem Haus, deinem Kühlschrank, deiner Straße.

Was wir brauchen, ist nicht mehr Bergbau – sondern Weitblick, Rücksicht und Technik, um unsere eigenen Lager zu nutzen.

Denn nachhaltiges Wirtschaften heißt nicht nur, weniger zu verbrauchen. Es heißt auch, vorhandene Ressourcen endlich ernst zu nehmen.