Swedish Death Cleaning. Das ultimative Aufräum-Konzept aus Schweden

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Weniger besitzen, um mehr zu hinterlassen. So lässt sich ein schwedisches Ordnungskonzept zusammenfassen, das auch außerhalb Skandinaviens für Aufsehen sorgt. Der Begriff „Swedish Death Cleaning“ (Döstädning) klingt im ersten Moment morbide – ist aber in Wahrheit ein lebensnaher, fast liebevoller Ansatz, sein Leben zu entrümpeln. Nicht aus Angst vor dem Tod, sondern aus Verantwortung fürs Leben – und für die Menschen, die bleiben.

Aufräumen kann man auch als Reise verstehen. Eine Reise zu seinem wahren Kern | Andrea Piacquadio by pexels

Was ist Swedish Death Cleaning?

Der Begriff wurde von Margareta Magnusson geprägt, deren Buch „The Gentle Art of Swedish Death Cleaning“ (2017) internationale Bestsellerlisten eroberte. Im Zentrum steht eine einfache Idee: Menschen mittleren oder höheren Alters räumen ihr Leben auf – materiell und organisatorisch –, um ihren Angehörigen später keine belastenden Entscheidungen zu hinterlassen.

Doch es geht um mehr als das bloße Sortieren von Dingen. Döstädning ist eine Art Werteklärung, ein stiller Dialog mit sich selbst: Was brauche ich wirklich? Was soll bleiben, wenn ich gehe – und was nicht?

Warum gerade in Schweden?

In Schweden ist es üblich, sich schon frühzeitig mit dem eigenen Nachlass auseinanderzusetzen. Das hat kulturelle, aber auch praktische Gründe:

  • Die schwedische Gesellschaft ist stark auf Eigenverantwortung ausgelegt.

  • Viele Menschen leben über längere Zeit allein oder mit wenig familiärer Einbindung.

  • Entrümpeln wird als Fürsorgeakt verstanden, nicht als Tabubruch.

Death Cleaning gilt dort nicht als Zeichen für einen bevorstehenden Abschied, sondern als Ausdruck von Lebensklugheit und Respekt – vor sich selbst und den Menschen, die einmal bleiben.

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Was das Konzept so besonders macht

Im Unterschied zu modernen Minimalismus-Trends wie Marie Kondos „Does it spark joy?“ stellt das Swedish Death Cleaning nicht die eigene Freude in den Mittelpunkt, sondern die Frage:

„Würde jemand anderes diesen Gegenstand behalten wollen – oder wäre es nur Ballast?“

Diese andere Perspektive – vom Ich zum Du, vom Jetzt zum Danach – macht das Konzept so wirksam. Es befreit nicht nur Schränke, sondern auch Beziehungen. Denn wer aufräumt, schafft Klarheit. Und Klarheit ist oft das größte Geschenk, das man seinen Liebsten hinterlassen kann.

Lässt sich das Konzept auf Mitteleuropa übertragen?

Ja – aber mit kleinen kulturellen Anpassungen.

In Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist das Thema Tod oft stärker tabuisiert als in Skandinavien. Entrümpeln wird eher aus funktionalen oder ästhetischen Gründen betrieben („endlich mal Platz schaffen“), weniger aus der Haltung heraus, Verantwortung zu übernehmen.

Doch gerade in einer Gesellschaft, die immer älter wird und in der sich Familienstrukturen zunehmend verändern, kann das schwedische Modell ein wertvoller Impuls sein.

So gelingt der Einstieg

Du musst nicht gleich dein gesamtes Leben sortieren. Oft genügt ein bewusster erster Schritt:

  • Beginne mit einer Kategorie, z. B. Kleidung oder Bücher. Was davon hat echten Wert – für dich oder jemand anderen?

  • Erstelle ein sogenanntes „Todespaket“, wie es Magnusson nennt: Eine Sammlung wichtiger Dokumente, Passwörter, Konten und Wünsche für den Fall der Fälle.

  • Führ ein Gespräch, das du schon lange vor dir herschiebst: Was möchtest du hinterlassen – materiell, emotional, ideell?

Und wenn man noch jung ist?

Dann vielleicht gerade. Swedish Death Cleaning ist kein Alterskonzept, sondern ein Ordnungsprinzip mit Weitblick. Wer mit 35 ein klares Wertesystem entwickelt, lebt oft bewusster als jemand, der mit 70 in seinen Erinnerungen ertrinkt.

Und: Wer früh auf Qualität statt Quantität setzt – bei Dingen, Beziehungen und Entscheidungen – muss später weniger aufräumen.

BUCHTIPPS

  1. Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen – AMAZON
  2. Zeit statt Zeug: Die Aufräum-Challenge – AMAZON

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Swedish Death Cleaning ist mehr als ein Aufräumtrend. Es ist eine Einladung, sein Leben in Ordnung zu bringen, bevor andere es für einen tun müssen. Nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe. Und vielleicht ist genau das der schönste Gedanke, den man von einem schwedischen Konzept übernehmen kann:
Dass Ordnung nicht Verzicht bedeutet – sondern Raum für das, was wirklich zählt.