Igel sind faszinierende Tiere. In den letzten Jahren hat ihre Population jedoch stark abgenommen, was auf den Verlust von Lebensräumen und Nahrungsquellen zurückzuführen ist. Indem wir unseren Garten igelfreundlich gestalten, können wir dazu beitragen, den Bestand dieser Tiere zu erhalten und zu fördern. Außerdem bereichert die Anwesenheit von Igeln unsere Gärten und gibt uns die Möglichkeit, diese Tiere aus der Nähe zu beobachten.

Ein stachliger Sympath mit ernster Botschaft
Gibt es eigentlich irgendwen, der Igel nicht süß findet? Diese kleinen, stacheligen Wesen tapsen durch unsere Gärten, als wären sie aus einer anderen Zeit. Doch hinter der Niedlichkeit steckt eine traurige Wahrheit: Seit den 1950er-Jahren sind die Igelbestände in Deutschland um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. In Bayern leben heute nur noch halb so viele Igel wie vor zehn Jahren.
Igel sind mehr als nur Sympathieträger – sie sind Gradmesser für die Gesundheit unserer Umwelt. Wo sie fehlen, fehlen meist auch Insekten, Wildpflanzen und natürliche Rückzugsräume. Damit stehen sie sinnbildlich für den Verlust lebendiger, artenreicher Lebensräume – und zugleich für die Verantwortung, die wir in unseren Gärten übernehmen können.
Natürliche Lebensräume als Vorbild für die Gestaltung eines igelfreundlichen Gartens
In der freien Natur sind Igel Bewohner der Waldränder, Hecken und Feldraine. Vielfältig und artenreich muss ihr Lebensraum sein. Neben einem reichhaltigen Nahrungsangebot benötigen sie Schutz vor Fressfeinden und sichere Rückzugsorte für den Winter.
Am wohlsten fühlen sie sich in lichten Laub- und Mischwäldern, wo eine dichte Laubschicht nicht nur Nahrung, sondern auch Material für den Nestbau bietet. Dichte Gebüsche und Hecken wiederum spenden Schatten, bieten Schutz vor Witterungseinflüssen und dienen als sichere Brut- und Ruhezonen. Selbst Feldraine und Brachen in der Agrarlandschaft sind wichtige Rückzugsorte, die den Austausch zwischen Populationen ermöglichen.

Vom Waldrand in den Garten
Wer seinen Garten in ein Paradies für Igel umgestalten möchte, findet in diesen natürlichen Lebensräumen zahlreiche Anregungen. Eine abwechslungsreiche, strukturreiche Gestaltung mit heimischen Sträuchern, Stauden und wilden Ecken bildet das Fundament. Entscheidend ist nicht Perfektion, sondern Vielfalt – ein gewisses Maß an Unordnung darf, ja sollte sogar, bewusst zugelassen werden.
Kleine Öffnungen in Zäunen oder Hecken verbinden mehrere Gärten miteinander und vergrößern so den Radius der Igel. Und außerdem: Der schönste igelfreundliche Garten nützt nichts, wenn Zaun oder Mauer undurchdringlich sind. Nur offene Strukturen ermöglichen es den Tieren, neue Nahrungsquellen zu erschließen und geeignete Winterquartiere zu finden.
Struktur, Nahrung und Sicherheit
Ein igelfreundlicher Garten lebt von funktionalen Zonen:
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Unterschlupfmöglichkeiten wie Laub-, Reisig- oder Steinhaufen dienen als natürliche Quartiere.
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Wilde Ecken mit hohem Gras oder Totholz bieten Nahrung und Deckung.
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Flache Wasserschalen sichern die tägliche Versorgung, besonders in Trockenphasen.
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Lichtarme und störungsfreie Bereiche fördern die nächtliche Aktivität.
Auf künstliche Futterangebote sollte weitgehend verzichtet werden. Sie verzerren das natürliche Verhalten und locken möglicherweise ungebetene Besucher an. Wichtiger ist eine insektenfreundliche Bepflanzung, die für ein stabiles Nahrungsangebot sorgt.
Pflege mit Bedacht
Ein igelfreundlicher Garten erfordert keine intensive Pflege – wohl aber Achtsamkeit. Mähroboter sollten nachts pausieren, offene Teiche brauchen flache Ausstiege, und Laub darf liegen bleiben. Diese einfachen Maßnahmen verhindern Unfälle und erhalten wertvolle Mikrohabitate.
Ein Garten, der Igeln Raum gibt, ist mehr als schön – er ist ein Statement für Vielfalt und Respekt vor dem Leben. Wer einem Igel Zuflucht bietet, stärkt zugleich ein ganzes Netzwerk kleiner, oft übersehener Lebewesen – und verwandelt seinen Garten in einen lebendigen Teil des Ökosystems.