Projekt RELynx: Der Luchs kehrt nach Sachsen zurück

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Mehr als 250 Jahre lang war der Luchs in Sachsen verschwunden. Im Jahr 1743 wurde der letzte seiner Art in der Sächsischen Schweiz erlegt. Nun soll er zurückkehren. Wir stellen Euch das Projekt RELynx vor – Die Wiederansiedlung des Luchses in Sachsens Wäldern.

Wird er in Sachsen wieder heimisch? Das Projekt ReLynx will den Luchs zurück nach Sachsen bringen (Symbolbild) | tuptus1703 auf Pixabay

Seit 2022 läuft das Projekt ReLynx unter der Leitung des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), wissenschaftlich begleitet vom Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz und der TU Dresden. Ziel ist es, bis 2027 eine fortpflanzungsfähige Luchspopulation im Erz- und Elbsandsteingebirge aufzubauen. Wiederansiedlungsprojekte im Harz haben gezeigt, dass sich eine Erfolgsgeschichte schreiben lässt. Dort feiert die Wiederansiedlung des Luchses, im Jahr 2025 seinen nunmehr 25 Jahrestag.

Warum Sachsen?

Sachsen gilt als strategisches Verbindungsland: Zwischen Harz und Bayerischem Wald, zwischen den Karpaten und dem Pfälzerwald. Genau hier klafft bislang eine Lücke in der mitteleuropäischen Luchsvernetzung.

RELynx will diese Lücke schließen. Die Region soll zu einem sogenannten Trittsteinbiotop werden – also einem Gebiet, das die genetische Isolation bestehender Populationen durch Wanderbewegungen überwindet. Damit wird Sachsen zum Knotenpunkt im Netzwerk europäischer Wildkatzen.

Wo kommen die Tiere her?

Die ausgewilderten Luchse stammen vor allem aus zwei Quellen:

  • Wildfänge, v. a. aus der Schweiz: Tiere, die für die freie Wildbahn geboren wurden.
  • Waisenluchse, die ohne Mutter aufgefunden und in Auffangstationen großgezogen wurden.

Auch Nachzuchten aus menschenferner Gehegehaltung kommen infrage. Wichtig ist dabei die genetische Kompatibilität: Alle Tiere gehören zur Unterart Lynx lynx carpathicus, dem sogenannten Karpatenluchs – genetisch besonders wichtig für die Wiedervernetzung mit den Ursprungspopulationen in Osteuropa.

Auswilderung mit GPS und Augenmaß

Die ersten Tiere wurden im Frühjahr 2024 im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock (Westerzgebirge) freigelassen. Die Luchse wurden zuvor in Quarantäne betreut, tierärztlich untersucht und mit GPS-Halsbändern ausgestattet.

Die Auswilderung erfolgt nicht auf einen Schlag, sondern in mehreren Phasen. Bis 2025 sollen zehn Tiere freigelassen werden. Je nach Verfügbarkeit und Ausbreitungserfolg sind bis 2026 insgesamt bis zu 20 Luchse geplant.

Wie ist ReLynx aufgebaut?

RELynx ist in drei Phasen unterteilt:

  1. Vorbereitung (2022–2023): Genehmigungen, Standortanalyse, Netzwerkarbeit
  2. Auswilderung (2024–2026): Freilassungen, Monitoring, Öffentlichkeitsarbeit
  3. Evaluation (ab 2027): Bestandserfassung, Reproduktionsrate, langfristige Perspektive

Die Finanzierung erfolgt über Haushaltsmittel des Freistaats Sachsen. Neben der wissenschaftlichen Begleitung liegt ein Schwerpunkt auf Öffentlichkeitsarbeit – denn Akzeptanz in der Bevölkerung ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Herausforderungen und Kritik

Wie bei vielen Großraubtierprojekten gibt es auch hier Bedenken: Nutztierhalter fürchten Risse, Jäger den Rückgang von Rehwild. Das Projekt begegnet diesen Sorgen mit Transparenz, Aufklärung und Präventionsmaßnahmen. Die Fachstelle Wolf des LfULG ist in die Rissbegutachtung eingebunden, ein Entschädigungsfonds steht bereit. Bislang verläuft das Projekt ohne nennenswerte Konflikte – auch, weil die Tiere gut überwacht werden und sich bislang scheu und unauffällig verhalten.

Der Luchs ist ein Hoffnungsträger. Seine Rückkehr nach Sachsen ist nicht nur ein Erfolg für den Artenschutz, sondern auch ein Beweis dafür, dass ein friedliches Miteinander von Mensch und Natur funktionieren kann – wenn es sorgfältig geplant und gesellschaftlich getragen wird. RELynx verbindet, was lange getrennt war: Lebensräume, Genpools, Visionen. Und vielleicht auch uns mit einer Natur, die wir fast vergessen hatten.