Gemeinschaftsgarten versus Kleingarten. Gibt es einen Gewinner?

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Gärtnern schafft Verbindung – das gilt grundsätzlich für jeden, der Pflanzen zieht, Beete pflegt oder Obst erntet. Doch wie stark dieses soziale Potenzial tatsächlich zur Geltung kommt, hängt stark vom Umfeld ab. Zwei Modelle stehen sich dabei gegenüber: Gemeinschaftsgärten und Kleingartenanlagen.

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Gemeinschaftsgärten und Kleingartenanlagen. Beide bieten Zugang zur Natur und Grün; meist mitten in der Stadt. Doch in puncto Austausch, Offenheit und sozialer Dynamik gibt es teils gravierende Unterschiede. Welches Konzept nun das „Bessere“ ist, lässt sich nicht wirklich beantworten.

Gemeinschaftsgarten: gemeinsam gestalten statt nebeneinander werkeln

Gemeinschaftsgärten sind häufig offene Flächen in urbanen Räumen, auf denen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Lebenssituation gemeinsam gärtnern. Die Parzellen sind oft nicht streng abgegrenzt, die Strukturen bewusst niedrigschwellig. Man kommt, bringt sich ein, hilft mit – und wächst dabei nicht nur Gemüse, sondern auch über sich hinaus.

Typische Merkmale:

  • keine festen Pachtverhältnisse, oft temporär organisiert
  • geteilte Beete, Werkzeuge und Aufgaben
  • vielfältige Zielgruppen (z. B. Nachbarschaft, Schulen, Zugezogene)
  • oft an Initiativen oder Umweltbildung gekoppelt
  • soziale Events wie Pflanzaktionen oder Erntefeste

Sozialer Effekt:
Der Gemeinschaftsgarten lebt vom Miteinander. Wer Anschluss sucht, wird meist schnell eingebunden – ohne Verpflichtung, aber mit echtem Kontaktpotenzial. Besonders für neu Zugezogene oder Menschen mit wenig Platz zuhause sind diese Orte wertvoll.

Kleingarten: Rückzugsort mit Regeln

Der klassische Kleingarten – auch als Schrebergarten bekannt – ist hingegen stärker individualisiert. Die Parzellen sind verpachtet, abgegrenzt und meist mit Laube, Zaun und klaren Zuständigkeiten versehen. Hier stehen Eigenverantwortung und persönliche Gestaltung im Vordergrund – mit entsprechendem Fokus auf Ordnung, Nutzungsvorgaben und Vereinsleben.

Typische Merkmale:

  • feste Pachtverträge über mehrere Jahre
  • hohe Eigenverantwortung für Pflege und Gestaltung
  • Satzung und Vorschriften durch Kleingartenvereine
  • häufig generationsübergreifende Nutzung (Familien)
  • teils starke soziale Kontrolle im direkten Umfeld

Sozialer Effekt:
Auch im Kleingarten entstehen Kontakte – etwa zu Nachbarn in der Anlage. Doch diese sind oft nachbarschaftlich-funktional statt gemeinschaftlich-offen. Wer neu dazukommt, braucht Geduld – nicht jeder findet sofort Anschluss. Die soziale Struktur ist hier häufig „gewachsen“ – weniger durchlässig für Außenstehende.

Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Effekte

Beide Formen haben ihre Berechtigung. Der Kleingarten bietet Rückzug, Struktur und individuelle Freiheit im Grünen – oft über viele Jahre hinweg. Der Gemeinschaftsgarten dagegen punktet mit Offenheit, sozialer Interaktion und der Möglichkeit, auch ohne langfristige Bindung aktiv zu werden.

Wer neue Menschen kennenlernen möchte, ist im Gemeinschaftsgarten meist besser aufgehoben. Nicht, weil Kleingartenmenschen weniger kontaktfreudig wären – sondern weil die Struktur es im Gemeinschaftsgarten schlicht einfacher macht.

Deshalb: 1:0 für Gemeinschaftsgärten – wenn es um Kontakt und niedrigschwellige Gemeinschaft geht.