Neun Vorurteile, die Naturgärtner gut kennen

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Vorurteile gegen Naturgärten oder naturnah gestaltete Grünflächen sind leider weit verbreitet. Oft resultieren sie aus fehlendem Wissen oder Missverständnissen. Wir haben für Euch einige typische Vorurteile zusammengetragen und liefern Euch die passenden Argumenten, mit denen Ihr aufklären und überzeugen könnt.

Geht gut im Garten: Ein Stück Natur bewahren und Schutz geben | Boloria by pixabay

Vorurteil 1. „Naturgärten sehen ungepflegt und chaotisch aus.“

Gegenargument: Naturnähe bedeutet nicht Nachlässigkeit. Ein gut gestalteter Naturgarten kann eine ebenso ansprechende Ästhetik haben wie ein traditionell gepflegter Garten. Die scheinbare „Wildheit“ ist oft bewusst geplant, um Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere zu schaffen. Außerdem können geschickt platzierte Blumenwiesen, Steingärten oder Hecken auch optisch ansprechend wirken und Vielfalt in die Gestaltung bringen. Naturgärten bieten eine lebendige, dynamische Schönheit, die mit der Jahreszeit wechselt.

Vorurteil 2. „Da wimmelt es doch nur von Unkraut und Ungeziefer.“

Gegenargument: Was oft als „Unkraut“ bezeichnet wird, sind in Wirklichkeit wertvolle Wildpflanzen, die wichtige ökologische Funktionen erfüllen, wie das Binden von Nährstoffen im Boden oder die Versorgung von Insekten. Auch die Sorge um „Ungeziefer“ ist unbegründet: Naturgärten fördern ein gesundes ökologisches Gleichgewicht. Das bedeutet, dass Nützlinge wie Vögel oder Marienkäfer natürliche Schädlinge in Schach halten, ohne dass chemische Pflanzenschutzmittel notwendig sind. So entsteht ein stabiler und nachhaltiger Lebensraum.

Vorurteil 3. „Naturgärten ziehen Schädlinge und Ungeziefer an, die auch ins Haus kommen könnten.“

Gegenargument: Ein Naturgarten lockt vor allem Nützlinge an, die dafür sorgen, dass Schädlinge in Schach gehalten werden. Spinnen, Marienkäfer oder Igel helfen dabei, das natürliche Gleichgewicht zu erhalten. Außerdem werden Schädlinge in sterilen, eintönigen Gärten oft sogar stärker zum Problem, da dort keine natürlichen Feinde existieren. Die Natur hilft sich selbst – man muss sie nur lassen.

Vorurteil 4. „Das ist doch kein richtiger Garten, wenn alles wild wächst.“

Gegenargument: Ein Naturgarten ist ein richtiger Garten – nur mit einer anderen Philosophie. Hier steht nicht die Kontrolle der Natur, sondern die Zusammenarbeit mit ihr im Fokus. Trotzdem gibt es Struktur und Pflege. Wege, Sitzplätze und bestimmte Zonen können bewusst gestaltet werden, um einen harmonischen Übergang zwischen Mensch und Natur zu schaffen. Naturnah bedeutet nicht „ungeordnet“, sondern ökologisch sinnvoll gestaltet.

Vorurteil 5. „Naturgärten sind gefährlich für Kinder, wegen der vielen Insekten.“

Gegenargument: Kinder profitieren enorm von einem Naturgarten. Sie lernen, die Vielfalt der Natur zu schätzen, und entwickeln ein besseres ökologisches Bewusstsein. Auch die Angst vor Insekten ist übertrieben: Die meisten stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Mit der richtigen Aufklärung lernen Kinder den respektvollen Umgang mit Lebewesen. Außerdem bietet ein Naturgarten Raum zum Entdecken und Spielen – ein echtes Paradies für kleine Abenteurer.

Vorurteil 6. „Ein Naturgarten macht doch viel zu viel Arbeit!“

Gegenargument: Das ist ein Missverständnis. Zwar erfordert die Anlage eines Naturgartens etwas Planung, doch danach reduziert sich die Arbeit im Vergleich zu einem herkömmlichen Garten deutlich. Das ständige Rasenmähen, chemische Düngen oder Unkrautjäten entfällt weitgehend. Wildblumenwiesen müssen beispielsweise nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Ein Naturgarten lebt von seiner Vielfalt, und diese pflegt sich zu einem großen Teil selbst.

Vorurteil 7. „Das senkt doch den Wert der Immobilie.“

Gegenargument: Im Gegenteil! Immer mehr Menschen schätzen Gärten, die ökologisch wertvoll und nachhaltig gestaltet sind. Ein Naturgarten kann sogar ein Alleinstellungsmerkmal sein, das den Wert einer Immobilie steigert – besonders in Zeiten, in denen Umweltbewusstsein eine immer größere Rolle spielt. Studien zeigen außerdem, dass ein naturnah gestalteter Garten Stress reduziert und das Wohlbefinden steigert, was wiederum ein wichtiger Faktor für Immobilieninteressenten sein kann.

8. „Es stört die Nachbarn!“

Gegenargument: Auch hier hilft Aufklärung. Ein Naturgarten kann so gestaltet werden, dass er sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Hecken als Sichtschutz, blühende Pflanzen oder ein gepflegter Eingangsbereich zeigen, dass ein Naturgarten keineswegs nachlässig oder störend sein muss. Mit der Zeit werden sich Nachbarn vielleicht sogar an den Anblick gewöhnen – oder sich von der Idee inspirieren lassen!

Vorurteil 9. „Das bringt doch sowieso nichts – ein einzelner Garten rettet die Umwelt nicht.“

Gegenargument: Jeder Beitrag zählt! Ein Naturgarten mag auf den ersten Blick klein wirken, doch zusammen mit anderen naturnah gestalteten Flächen bildet er ein wichtiges Netzwerk. Gerade in Städten und Dörfern sind solche Gärten entscheidend, um Artenvielfalt zu fördern und Lebensräume zu schaffen. Außerdem können kleine Schritte wie ein Naturgarten andere inspirieren, ebenfalls umweltbewusster zu handeln. Veränderung beginnt immer im Kleinen.

Vorurteile gegen Naturgärten beruhen oft auf Missverständnissen oder mangelndem Wissen. Ein Naturgarten ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch ökologisch sinnvoll, pflegeleicht und ein Ort der Erholung. Mit den richtigen Argumenten können Vorurteile überwunden und mehr Menschen von der Schönheit und dem Wert solcher Gärten überzeugt werden.