Torf gehört ins Moor – nicht in den Garten!

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In wenigen Wochen beginnt die Garten- und Balkonsaison. Kästen wollen bepflanzt, Kübelpflanzen umgetopft werden – und im Gartencenter landen wieder tonnenweise Säcke mit Blumenerde in den Einkaufswagen. Was viele dabei nicht wissen: In den meisten dieser Erden steckt Torf. Und mit jedem Sack verlässt ein Stück Moor seine Heimat.

Wollgras. Charakterpflanze der Moore | Georg Wietschorke auf pixabay

Warum torffreies Gärtnern besser für Klima, Natur und Boden ist

Torf ist nicht einfach ein Rohstoff. Er ist das Ergebnis eines jahrtausendealten Prozesses: In Mooren zersetzen sich abgestorbene Pflanzen langsam, unter Luftabschluss, Schicht für Schicht. Pro Jahr wächst ein Moor gerade einmal einen Millimeter – ein Meter Torf ist also rund tausend Jahre alt. Und genau diese kostbare Substanz wird in großem Stil abgebaut, getrocknet und für den Garten verpackt. Allein in Deutschland werden jährlich rund vier Millionen Kubikmeter Torf für Blumenerde verbraucht. Der Preis: zerstörte Lebensräume, entwässerte Feuchtgebiete, Artensterben – und riesige Mengen an CO₂, die durch den Torfabbau freigesetzt werden.

Denn Moore sind Klimaschützer. Sie speichern Wasser, puffern Starkregen und binden gewaltige Mengen Kohlenstoff. Entwässerte Moorböden dagegen setzen jedes Jahr bis zu 40 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente frei – mehr als viele Industriebranchen.

Torf im Garten – früher Vorteil, heute überholt

Im Gartenbau kam Torf erst in den 1960er-Jahren groß in Mode. Seine Fähigkeit, Wasser zu speichern und den Boden aufzulockern, machte ihn besonders für Zierpflanzen beliebt. Auch der niedrige pH-Wert – ideal für Rhododendren oder Hortensien – galt lange als Vorteil.

Doch schaut man genauer hin, zeigt sich: Für den Hausgarten bringt Torf weit mehr Nachteile mit sich. Er ist nahezu nährstofffrei, biologisch leblos und unterstützt das Bodenleben kaum. Statt den Gartenboden zu verbessern, laugt er ihn auf Dauer sogar aus. Wer auf gesunde, humusreiche Erde setzt, hat mit Torf nichts gewonnen – im Gegenteil.

Kaputtes Moor nach Torfabbau | SimoneVomFeld by pixabay

Es geht auch anders – und besser

Torffreies Gärtnern ist längst keine Nische mehr. Es gibt heute viele Möglichkeiten, Pflanzen erfolgreich großzuziehen, ohne dafür Moore zu opfern. Die einfachste und zugleich nachhaltigste Variante ist Kompost. Ob selbst hergestellt oder über Kommunen und Gärtnereien bezogen – Kompost liefert alles, was Pflanzen brauchen: Nährstoffe, Spurenelemente, organische Substanz. Er fördert das Bodenleben, verbessert die Struktur und sorgt für fruchtbare Gartenerde, die Feuchtigkeit gut hält.

Auch andere Materialien wie Holzfasern, Rindenhumus oder Kokosfasern können als Zuschlagstoffe dienen. Viele torffreie Erden im Handel setzen genau auf diese Mischung. Wichtig ist beim Kauf der klare Hinweis „torffrei“ – Begriffe wie „Bio-Erde“ reichen nicht aus, denn auch sie enthalten oft noch Torf.

Wer möchte, kann sich seine Blumenerde auch selbst mischen – eine Kombination aus Gartenerde, Kompost und etwas Sand ergibt eine ausgezeichnete Grundlage. Für spezielle Pflanzen, die sauren Boden mögen, lassen sich Fichtennadeln oder Eichenlaub untermischen. So wird die Erde leicht sauer, ohne dass Moorboden dafür weichen muss.

Ein weiterer wichtiger Punkt: die Standortwahl. Viele Probleme im Garten entstehen, weil Pflanzen gewählt werden, die mit den natürlichen Bodenverhältnissen nicht zurechtkommen. Einheimische, standortgerechte Pflanzen benötigen weniger Pflege und keine künstlich angepassten Böden – auch das ist gelebter Umweltschutz im Kleinen.

Torffreie Erde erkennen – bewusst einkaufen

Im Gartencenter lohnt sich ein genauer Blick auf die Verpackung. Der Begriff „torffrei“ sollte klar und deutlich angegeben sein. Manche Hersteller verwenden verwirrende Bezeichnungen oder vermischen torffreie und torfhaltige Produkte. Wer unsicher ist, kann auch gezielt nachfragen – und so den Druck auf den Handel erhöhen, mehr nachhaltige Produkte anzubieten.

Torffreie Erde kann im Preis leicht über der konventionellen liegen. Das liegt vor allem an den hochwertigen Zuschlagstoffen wie Kompost oder Kokos. Doch dafür spart man sich nicht nur langfristige Bodenprobleme – man trägt auch aktiv dazu bei, Klima und Artenvielfalt zu schützen.

Der Verzicht auf Torf ist kein Verzicht auf gutes Gärtnern – im Gegenteil. Torffreie Erde ist fruchtbar, nachhaltig und in vielen Fällen sogar gesünder für Pflanzen. Kompost, standortgerechte Bepflanzung und bewusstes Einkaufen machen es möglich, mit dem eigenen Garten ein echtes Zeichen zu setzen.

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Jedes Moor, das nicht trockengelegt wird, bleibt Lebensraum für seltene Arten wie Sonnentau, Sumpfohreule und Birkhuhn. Und jeder, der torffrei gärtnert, schützt ein Stück dieser stillen, aber lebenswichtigen Landschaften. Denkt bitte daran: Torf gehört ins Moor – nicht in den Garten.