Permakultur als Gartenkonzept

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Permakultur ist weit mehr als ein Trend im ökologischen Gärtnern. Es ist eine Haltung, ein Gestaltungskonzept – und ein praktischer Weg, unsere Umwelt bewusst und zukunftsfähig zu formen. Wer beginnt, seinen Garten durch die Brille der Permakultur zu betrachten, erkennt schnell: Hier geht es nicht nur um Ertrag, sondern um Balance, Vielfalt und Zusammenarbeit mit der Natur.

Ein ewiger Kreislauf aus Wachsen und Vergehen: Permakultur im Garten | PierreGilbert auf pixabay

In diesem Artikel nehmen wir dich mit auf eine Reise durch die Grundlagen der Permakultur, zeigen dir, was dahintersteckt – und wie Gärtner wie Sepp Holzer oder Marcus Gastl ihre ganz eigene Vision von nachhaltigem Gärtnern in die Tat umgesetzt haben. Dabei spielt auch ein ganzheitlicher Blick auf den Garten eine entscheidende Rolle.

Was bedeutet Permakultur eigentlich?

Der Begriff „Permakultur“ leitet sich ursprünglich von „permanent agriculture“, also „dauerhafte Landwirtschaft“ ab. Doch die Bedeutung hat sich längst erweitert: Heute steht Permakultur für das Gestalten von funktionierenden Systemen – nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Gärten, Städten und sozialen Räumen.

Im Zentrum steht die Frage, wie wir dauerhaft leben und gärtnern können, ohne dabei unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Statt kurzfristigem Denken geht es um langfristige Kreisläufe. Statt Kontrolle um Kooperation. Und statt maximalem Ertrag um stabiles Gleichgewicht.

Die ethischen Wurzeln der Permakultur

Die Grundlage bilden drei einfache, aber kraftvolle Prinzipien: Sorge für die Erde, sorge für die Menschen – und teile fair.

Das bedeutet in der Praxis: Wir achten auf den Boden, auf sauberes Wasser, auf Tiere und Pflanzen, die mit uns leben. Wir gestalten Räume, die uns und anderen dienen – mit Nahrung, Lebensraum, Heilung oder Schönheit. Und wir erkennen an, dass Ressourcen endlich sind, weshalb Teilen und Maßhalten Teil des Ganzen werden müssen.

Diese ethische Haltung ist kein Beiwerk, sondern der Kern aller Gestaltungsentscheidungen.

Vom Prinzip zur Gestaltung – wie Permakultur im Garten sichtbar wird

Die permakulturelle Gestaltung folgt zwölf Grundprinzipien, die sich leicht auf die Arbeit im Garten übertragen lassen. Wer seinen Garten aufmerksam beobachtet, erkennt schnell, dass viele dieser Prinzipien bereits wirken – oft unbewusst.

Ein erster Schritt ist das genaue Hinsehen: Wo fällt die Sonne hin? Wie fließt das Wasser nach einem Regenschauer? Welche Bereiche trocknen schnell aus, wo bleibt es länger feucht? Wer seinen Garten aufmerksam liest, findet wertvolle Hinweise. Dieses Prinzip des „Beobachtens und Interagierens“ ist das Herzstück jeder Gestaltung, denn kein Garten ist wie der andere.

Auch das Sammeln und Speichern von Energie spielt eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um Sonnenkollektoren – auch Regenwasser, Kompost oder das Wissen über standortgerechte Pflanzen sind Energieformen, die gesammelt und genutzt werden können.

In der Permakultur ist Ertrag wichtig – aber nicht nur in Form von Gemüse. Auch Lebensraum für Wildbienen, gesunde Böden oder essbare Wildkräuter zählen dazu. Alles, was wächst und dient, ist wertvoll.

Ein weiteres Prinzip lautet, keine Abfälle zu produzieren. Alles im Garten hat einen Kreislauf. Pflanzenreste können zu Mulch oder Kompost werden. Alte Äste ergeben Beetumrandungen, Laub schützt den Boden. Wer in solchen Zusammenhängen denkt, erkennt: In der Natur gibt es keinen Müll – nur Material am falschen Ort.

Und je vielfältiger ein Garten ist, desto stabiler wird er. Mischkulturen statt Monokultur, Blühpflanzen zwischen dem Gemüse, Wasserstellen für Vögel und Insekten: Jeder Bestandteil hat mehrere Funktionen, jedes Element ist Teil eines Ganzen.

Ganzheitlich denken – und den Garten als lebendiges System sehen

An dieser Stelle kommt der ganzheitliche Ansatz ins Spiel, wie er etwa in der Permakultur-Planung oder in Konzepten wie dem HORTUS-Garten von Marcus Gastl eine zentrale Rolle spielt. Denn ein Garten funktioniert nie isoliert – er ist eingebettet in Boden, Klima, Tierwelt und nicht zuletzt in das Leben seiner Besitzer.

Wer seinen Garten ganzheitlich gestaltet, stellt nicht nur Beete auf und pflanzt Gemüse. Er denkt in Kreisläufen, bezieht den Kompostplatz genauso ein wie die Frage, wohin das Regenwasser fließt. Er fragt nicht nur: „Was will ich anbauen?“ – sondern auch: „Was braucht dieser Ort – und was kann er mir geben?“

Ganzheitliches Gärtnern bedeutet auch, Wechselwirkungen zu erkennen. Wenn ich in einer Ecke Wildblumen ansiedle, ziehe ich nicht nur Insekten an – ich verbessere auch die Bestäubung im Gemüsegarten. Wenn ich Mulch verwende, spare ich nicht nur Wasser, sondern schaffe auch Lebensraum für Mikroorganismen. Und wenn ich mehrere Systeme miteinander vernetze, entstehen Synergien, die mit reiner Planung kaum zu erreichen wären.

Sepp Holzer & das HORTUS-Konzept

Ein beeindruckendes Beispiel für praktische Permakultur liefert der Österreicher Sepp Holzer, der auf über 1.500 Metern Höhe einen Hof in ein produktives Paradies verwandelt hat. Mit Terrassen, Teichen, Wildwuchs und einer großen Portion Intuition hat er ein System geschaffen, das sich selbst erhält – fast ohne externe Eingriffe. Tiere wie Schweine und Enten sind dabei nicht „Nutztiere“, sondern Partner im System: Sie düngen, graben, pflegen mit.

Ganz anders – und doch verwandt – ist das HORTUS-Konzept von Marcus Gastl, das sich besonders gut für kleinere Gärten eignet. Es basiert auf der Einteilung in vier ineinander übergehende Zonen: eine klassische Nutzfläche für Gemüse und Kräuter, eine Hotspot-Zone für Blühpflanzen und Insekten, eine Pufferzone mit Hecken und Totholz – und eine Übergangszone, die Mensch und Natur verbindet. Auch hier entstehen durch die Nähe und Überlagerung der Elemente neue Möglichkeiten – ganz nach dem Motto: Vielfalt schützt.

So kannst du anfangen – ganz einfach und direkt

Permakultur und ganzheitliches Denken müssen nicht perfekt umgesetzt sein, um zu wirken. Es reicht, mit offenen Augen durch den eigenen Garten zu gehen, erste Muster zu erkennen – und mit kleinen, sinnvollen Veränderungen zu starten. Vielleicht beginnst du mit einem Kompostplatz, einem Hügelbeet, einem Stück Wildblumenwiese. Oder du beobachtest einfach mal ein Jahr lang, bevor du große Pläne machst.

Wichtig ist nicht, alles auf einmal umzusetzen. Sondern Schritt für Schritt in eine Richtung zu gehen, in der dein Garten widerstandsfähiger, vielfältiger – und gleichzeitig schöner wird. In unserem Beitrag zur Kreislaufwirtschaft im Garten haben wir einige tolle Ansätze aufgelistet, mit denen es problemlos gelingt.

Wer seinen Garten ganzheitlich denkt, verändert nicht nur das, was wächst. Sondern auch, wie man selbst auf die Welt blickt. Gärtnern wird zur Einladung, Verantwortung zu übernehmen – für das, was unter unseren Füßen liegt, aber auch für das, was uns umgibt.

Ein Garten, der auf diese Weise entsteht, schenkt nicht nur Nahrung und Schönheit, sondern auch Verbindung: zu sich selbst, zur Natur – und zu einer Zukunft, die von Achtsamkeit lebt.