Ein Plädoyer für fair produzierte Blumensträuße

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Blumen berühren unser Herz. Sie stehen auf dem Küchentisch, begleiten große Momente im Leben und bringen Farbe in graue Tage. Doch was viele nicht wissen: Der Weg dieser Blumen ist oft alles andere als romantisch. Denn hinter dem prachtvollen Strauß aus dem Supermarkt oder beim Floristen verbirgt sich häufig eine Welt voller Probleme – ökologischer, sozialer und gesundheitlicher Art. Die gute Nachricht: Es geht auch anders.

Schnittblumen sind beliebt. Aber man sollte auch die Schattenseiten kennen | pixabay by 652234

Mit einem eigenen Schnittblumengarten wird jede Blüte zum Ausdruck von Achtsamkeit – gegenüber der Natur, den Menschen und den Ressourcen unserer Erde. Und selbst wenn kein Garten vorhanden ist, gibt es heute mehr denn je Möglichkeiten, auf fair und nachhaltig produzierte Blumen zurückzugreifen.

Die Schattenseiten des weltweiten Blumenhandels

Ein Großteil der Schnittblumen, die wir im Handel finden, stammt aus Ländern wie Kenia,  Ecuador oder Kolumbien. Dort werden sie teils unter fragwürdigen Bedingungen angebaut – intensive Monokulturen, hoher Wasserverbrauch in ohnehin trockenen Regionen und ein massiver Einsatz von Pestiziden prägen das Bild. Für die Arbeiterinnen und Arbeiter auf diesen Blumenfarmen bedeutet dies gesundheitliche Belastungen und teils prekäre Arbeitsbedingungen.

Auch aus ökologischer Sicht ist der industrielle Schnittblumenanbau problematisch. Die Blumen werden gekühlt, verpackt und über weite Strecken eingeflogen – mit einem beachtlichen CO₂-Fußabdruck. Ihre zarte Schönheit ist flüchtig, ihr ökologischer Preis jedoch hoch.

Der Garten als Antwort – nachhaltig, saisonal, ökologisch

Der eigene Garten, so klein er auch sein mag, wird in diesem Zusammenhang zu einem stillen, aber kraftvollen Gegenentwurf. Denn wer Blumen selbst anbaut, schafft ein kleines Ökosystem voller Leben. Viele klassische Schnittblumen wie Astern, Phlox, Goldruten, Schafgarben oder Ziergräser blühen nicht nur ausdauernd und prachtvoll – sie bieten gleichzeitig wertvolle Nahrung für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten.

Anders als bei industriell produzierten Blumen kann im eigenen Garten auf synthetische Dünger und Pestizide problemlos verzichtet werden. Kompost, Mulch und Mischkulturen ersetzen chemische Mittel. Und jede Blüte, die mit der Schere geschnitten wird, kommt nicht nur frisch, sondern auch mit einem guten Gefühl ins Haus.

Zudem schenkt der eigene Schnittblumengarten ein neues Verhältnis zur Zeit. Es ist ein Garten der Rhythmen, der Übergänge, der Farben, der Düfte. Die ersten Narzissen im Frühling, das lila Leuchten des Sommerphlox, die goldenen Astern im Herbst – all das verbindet uns wieder mit dem natürlichen Kreislauf der Jahreszeiten.

Wenn der Garten fehlt – nachhaltige Blumen kaufen

Nicht jede oder jeder hat die Möglichkeit, einen Garten zu bewirtschaften. Doch auch ohne eigenes Beet kann der Wunsch nach fairen, nachhaltigen Blumen erfüllt werden. Inzwischen gibt es eine wachsende Zahl von Bio-Blumenbauern, die saisonale Schnittblumen regional und ohne Pestizide kultivieren.

Zertifizierte Siegel wie „Fairtrade Flowers“, „Slowflower“, „Blume 2000 Bio“ oder „Flower Label Program“ geben Orientierung beim Einkauf. Wochenmärkte, solidarische Landwirtschaftsbetriebe oder floristische Manufakturen mit Fokus auf Regionalität sind ebenfalls lohnende Anlaufstellen. Wer also keinen Garten hat, muss nicht auf nachhaltige Blütenpracht verzichten – auch der bewusste Kauf ist ein Akt des Umdenkens und der Wertschätzung.

Ob im eigenen Garten oder durch den bewussten Kauf von Bio-Blumen – jede Entscheidung für natürliche, saisonale Blüten ist ein Beitrag zu einer blühenderen, gesünderen Welt. Denn was wäre das Leben ohne Blumen? Und wie schön, wenn sie mit gutem Gewissen blühen dürfen.