Wer hat Angst vor der Ringelnatter?

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Die Ringelnatter (Natrix natrix) ist eine unserer bekanntesten heimischen Schlangen – und doch bleibt sie oft unentdeckt. Wer sie sieht, hat Glück: Denn obwohl sie in weiten Teilen Deutschlands vorkommt, ist sie scheu, flüchtet beim kleinsten Erschütterungsreiz und verbringt den Großteil ihres Lebens verborgen im Unterwuchs, am Gewässerrand oder unter Steinplatten.

Habt ihr die Ringelnatter gleich entdeckt | Gabriela Fink auf Pixabay

Erkennbar ist die Ringelnatter an ihrem schlanken Körper, der oliv- bis graugrün gefärbt ist, und an den charakteristischen halbmondförmigen, gelblichen Flecken beidseitig hinter dem Kopf – dem sogenannten „Nackenband“, das ihr den Namen gegeben hat. Erwachsene Tiere werden in der Regel zwischen 60 und 90 cm lang, in Ausnahmefällen auch deutlich über einen Meter.

In den letzten Jahren häufen sich Sichtungen von vollständig schwarzen Ringelnattern. Der Fachbegriff für diese Farbvariante lautet Melanismus. Dabei kommt es zu einer Überproduktion von dunklen Pigmenten (Melanin), sodass die charakteristischen gelben Nackenflecken fehlen oder kaum sichtbar sind.

Keine Sorge – Ringelnattern sind ungiftig

Trotz ihrer Erscheinung besteht kein Grund zur Sorge: Die Ringelnatter ist absolut ungiftig. Sie gehört zur Familie der Nattern (Colubridae) und besitzt keine Fangzähne oder Giftapparatur. Menschen gegenüber ist sie nicht aggressiv – im Gegenteil: Bei Gefahr versucht sie stets, sich lautlos zurückzuziehen. Wird sie in die Enge getrieben, kann sie zur Abschreckung ein übelriechendes Sekret absondern oder sich tot stellen – ein Verhalten, das im Tierreich als „Schreckstarre“ bekannt ist.

Amphibien auf dem Speiseplan

In freier Wildbahn ernährt sich die Ringelnatter überwiegend von Amphibien: Frösche, Kröten und Molche stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Auch junge Fische werden nicht verschmäht, wenn sie leicht zu erbeuten sind – weshalb gerade naturnahe Teiche im Garten als Lebensraum so attraktiv für sie sind. Die Jagd erfolgt meist im Flachwasser, wobei die Ringelnatter durch ihre exzellenten Schwimmfähigkeiten beeindruckt: elegant, kraftvoll und nahezu lautlos.

Der Teich als Einladung

Wenn eine Ringelnatter deinen Garten aufsucht, hat das nichts mit Zufall zu tun – vielmehr zeigt es, dass dein Grundstück bestimmte Lebensraumqualitäten bietet, die für diese sensible Art überlebenswichtig sind.. An erster Stelle steht dabei der Gartenteich. Ein strukturreicher, chemiefreier Teich mit flachen Uferzonen, Laichplätzen und ausreichendem Amphibienbestand ist für Ringelnattern ein wahres Paradies. Sie finden dort nicht nur Nahrung in Form von Fröschen, Kaulquappen oder Molchen, sondern auch Deckung, Sonnenplätze und – mit etwas Glück – sogar geeignete Eiablageplätze.

Denn Ringelnattern legen keine lebenden Jungen wie die meisten anderen Schlangenarten, sondern Eier – meist in feuchte, warme Komposthaufen, Laubmieten oder zwischen locker geschichteten Rasensoden. Genau solche Strukturen finden sich häufig in naturnahen Gärten.

Auch sonnige, ruhige Bereiche ziehen die Ringelnatter an. Als wechselwarme Tiere sind Schlangen auf externe Wärmequellen angewiesen – etwa Steine, Holzbohlen oder sogar Teichränder, an denen sie ihre Körpertemperatur regulieren können. Doch kaum entdeckt, ist sie meist schon wieder verschwunden. Denn die Ringelnatter ist ausgesprochen scheu. Ihre Sinne sind scharf – sie nimmt Erschütterungen, Bewegungen und Gerüche sehr fein wahr. Eine Beobachtung gelingt daher meist nur mit viel Geduld – oder mit Glück.

Dein Garten als Lebensraum-Mosaik

Die Kombination aus Wasser, Verstecken, Wärme und Wildnis macht naturnahe Gärten zu wertvollen Rückzugsorten für die Ringelnatter – gerade in ausgeräumten Agrarlandschaften und versiegelten Siedlungsgebieten. Wer also eine Ringelnatter im Garten entdeckt, kann sich glücklich schätzen: Sie kommt nicht trotz, sondern wegen deiner gärtnerischen Entscheidungen.

Regulierung von Amphibienbeständen

Frösche und Kröten sind für die Ringelnatter nicht nur ein Leckerbissen, sondern auch ihr Hauptnahrungsbestandteil. Ein Übermaß an Kaulquappen oder jungen Fröschen kann die Balance im Teich stören, beispielsweise durch das Abfressen von Wasserpflanzen. Hier wirkt die Ringelnatter als natürlicher Regulator, ohne das ökologische Gefüge zu zerstören.

Ringelnatter auf Beutezug | Bodo Surmann auf Pixabay

Indikator für gesunde Lebensräume

Die Anwesenheit einer Ringelnatter zeigt: Dein Garten bietet nicht nur Nahrung, sondern auch Deckung, Wasser und Rückzugsräume – all das, was viele Tiere in der modernen Kulturlandschaft vermissen. Eine Ringelnatter ist damit ein Zeichen hoher ökologischer Qualität.

Ringelnattern schützen – so geht’s

Ringelnattern stehen in Deutschland unter Naturschutz. Das bedeutet: Sie dürfen weder gefangen noch getötet oder gezielt vertrieben werden. Doch wer naturnah gärtnert, kann weit mehr tun als sie einfach nur zu „dulden“. Mit ein paar gezielten Maßnahmen lässt sich der eigene Garten zu einem echten Refugium für diese faszinierenden Tiere entwickeln.

Ringelnattern benötigen Verstecke – sowohl zur Jagd als auch zur Häutung oder Überwinterung. Ideal sind:

  • Laub- und Komposthaufen
  • Totholzbereiche und Hohlräume unter Steinen
  • Locker geschichtete Trockenmauern oder Holzstapel
  • Dichte Staudenpflanzungen am Teichufer

Besonders beliebt sind warme, geschützte Plätze mit hoher Luftfeuchtigkeit. Hier finden sie Unterschlupf – und du bekommst sie kaum zu Gesicht. Genau so soll es sein.

Gifte (z. B. gegen Schnecken oder Algen) schaden nicht nur Fröschen, sondern auch deren Fressfeinden – und damit indirekt der Ringelnatter. Auch laute Gartengeräte oder ständiges Umgraben können ihre Rückzugsorte zerstören. Wer auf naturnahe Strukturen setzt, muss ohnehin weniger „arbeiten“ – die Natur übernimmt das Gleichgewicht selbst.

Ein Teich mit flachen Ufern, einheimischen Wasserpflanzen und ohne Fische bietet Fröschen und Molchen ideale Bedingungen. Damit wiederum steht der Ringelnatter ein reich gedeckter Tisch zur Verfügung – ganz ohne Zutun des Menschen. Fischbesatz hingegen verdrängt Amphibien und macht den Teich für Schlangen unattraktiv.

Ringelnattern sind keine Giftschlangen

Die größte Gefahr für Ringelnattern geht nicht von natürlichen Feinden aus, sondern vom Menschen – insbesondere aus Unwissen oder Angst. Ein Aushang im Kleingartenverein, ein Infoblatt für Nachbarn oder einfach ein Gespräch am Gartenzaun können viel bewirken.

Obwohl Ringelnattern harmlos sind, rufen sie bei vielen Menschen instinktiv Unbehagen hervor. Das ist verständlich: Schlangen sind in unseren Breitengraden selten geworden, und viele haben nie bewusst eine in freier Wildbahn gesehen. Kommt dann doch einmal eine durch den Garten

Gerade bei Kindern kann es hilfreich sein, ein gesundes Maß an Respekt zu vermitteln, ohne Angst zu erzeugen. Eine einfache Faustregel: Nicht anfassen, nicht bedrängen, nicht erschrecken. Stattdessen beobachten, staunen und vielleicht sogar ein kleines Naturtagebuch führen.

Wichtig zu wissen: Ringelnattern sind für Menschen und Haustiere absolut ungefährlich. Selbst Katzen und Hunde sind ihnen zu groß und zu wehrhaft, als dass sie zur Beute werden könnten. Stattdessen verziehen sich die Tiere schnell, wenn sie gestört werden. Ihre Scheu macht sie eher zu unsichtbaren Mitbewohnern als zu bedrohlichen Gästen.

Was tun, wenn ich eine Ringelnatter im Garten sehe?

  • Nicht anfassen, nicht festhalten.
    Selbst wenn du sie schützen willst – lass sie in Ruhe.
  • Beobachte mit Abstand.
    Nutze Kamera oder Fernglas, um ihr Verhalten kennenzulernen.
  • Keine Panik verbreiten.
    Beruhige andere, falls Unsicherheit entsteht. Hinweis: „Die ist völlig harmlos und steht unter Schutz.“
  • Keine Eingriffe.
    Versuche nicht, sie umzusiedeln oder zu „retten“. Sie weiß selbst, was sie tut.

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Indem du einer Ringelnatter ein Zuhause bietest, schaffst du automatisch bessere Lebensbedingungen auch für andere Tiere: Amphibien, Insekten, Libellenlarven und Wasserpflanzen profitieren von den naturnahen Strukturen, die auch der Ringelnatter gefallen. So wird der Teich zum Miniatur-Ökosystem, in dem jede Art ihren Platz findet. Ringelnattern sind harmlos und nützlich. Erfahre, warum sie besonders Teiche lieben – und wie du sie schützen kannst.