Seltene Erden. Jeder will sie. Aber warum?

101

Seltene Erden. Ohne sie läuft nichts – wirklich nichts. Keine E-Autos, keine Smartphones, keine Windräder, keine Glasfaseranschlüsse. Seltene Erden sind winzige Bausteine mit enormer Wirkung. Und genau deshalb sind sie so kritisch. Denn was kaum jemand weiß: Die moderne Technik hängt an einer Handvoll Metalle, deren Namen kaum jemand aussprechen kann – und deren Herkunft oft problematisch ist.

Was Seltene Erden eigentlich sind, woher sie kommen, warum sie schwer zu ersetzen sind – und warum uns ihre Knappheit schneller betreffen könnte, als wir denken: Das erfährst du hier. Wir werfen einen Blick auf die stillen Träger der Digitalisierung und Energiewende

Bergbau (Symbolfoto) | Bishnu Sarangi auf Pixabay

Was sind Seltene Erden eigentlich?

Der Begriff „Seltene Erden“ bezeichnet eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die vor allem für ihre besonderen magnetischen, optischen und leitfähigen Eigenschaften geschätzt werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Neodym und Dysprosium – für starke Dauermagnete in Elektromotoren

  • Europium und Terbium – für Displays und Leuchtstoffe

  • Yttrium, Lanthan und Cer – für Glasfasern, Sensoren, Poliermittel

Der Name ist etwas irreführend: Diese Elemente sind in der Erdkruste gar nicht so selten – aber schwer zugänglich, da sie fast nie in reiner Form vorkommen. Ihre Förderung ist aufwendig, teuer und mit Umweltbelastungen verbunden.

Warum sie so wichtig sind – und doch kaum sichtbar

Seltene Erden sind das Gegenteil von auffällig. Sie verstecken sich in winzigen Mengen in Geräten und Komponenten – dort aber sind sie oft unverzichtbar.

Ein paar Beispiele:

  • In einem Elektroauto stecken rund 500 Gramm Neodym-Magnetmaterial

  • Ein modernes Windrad enthält mehrere Hundert Kilogramm

  • Jedes Smartphone nutzt winzige Mengen für Lautsprecher, Vibrationsmotor, Bildschirm und Kamera

  • Auch in Medizintechnik, Militär, Satelliten, LED-Beleuchtung – überall sind sie verbaut

Kurz gesagt: Seltene Erden ermöglichen moderne Technik – und sind gleichzeitig deren Achillesferse.

Woher kommen Seltene Erden – und warum ist das problematisch?

Aktuell stammt über 80 % der weltweiten Produktion aus China. Auch die Weiterverarbeitung findet fast ausschließlich dort statt. Andere Länder wie die USA, Australien oder Myanmar fördern ebenfalls – aber in deutlich geringerem Maßstab.

Seltene Erden – Zukunftsmetalle mit Problemen

  • Europa ist nahezu komplett abhängig von Importen

  • Geopolitische Spannungen können die Versorgung leicht gefährden

  • Menschenrechte und Umweltstandards sind in den Förderländern oft zweitrangig

Zugleich steigt die Nachfrage – vor allem durch E-Mobilität und Energiewende. Und mit ihr die Gefahr von Preisexplosionen, Versorgungsengpässen und politischem Druck.

Warum man Seltene Erden kaum ersetzen kann

Viele dieser Metalle haben einzigartige physikalische Eigenschaften – sie sind extrem leicht, hitzebeständig oder ermöglichen ultrastarke Magnete auf kleinem Raum. Das macht sie für folgende Anwendungen nahezu alternativlos:

  • Kompakte Elektromotoren

  • Leuchtstarke LEDs

  • Hochpräzise Sensorik

  • Datenübertragung via Glasfaser

  • Militär- und Raumfahrttechnik

Forschung an Ersatzstoffen läuft, aber oft sind Alternativen größer, schwächer, teurer – oder ebenfalls kritisch.

Wie wir unabhängiger werden könnten

1. Recycling und Urban Mining

  • Die Rückgewinnung aus Altgeräten ist technisch möglich, aber aufwendig

  • Urban Mining in Städten und Deponien kann große Mengen zurückholen – wenn die nötige Infrastruktur da ist

2. Strategische Vorräte und Diversifizierung

  • Die EU plant eigene Förderprojekte (z. B. in Schweden)

  • Neue Handelsabkommen mit rohstoffreichen Demokratien (z. B. Kanada, Norwegen)

  • Aufbau eigener Verarbeitungskapazitäten in Europa

3. Besseres Produktdesign

  • Reparierbare, modular aufgebaute Geräte erleichtern späteres Recycling

  • Digitale Materialpässe könnten helfen, Rohstoffe sichtbar zu machen

  • Kreislauffähigkeit sollte schon beim Design mitgedacht werden

BUCHTIPPS

  1. Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen – AMAZON
  2. Zeit statt Zeug: Die Aufräum-Challenge – AMAZON

Transparenz-Hinweis: Die aufgeführten Links sind sogenannte Partnerlinks. Wenn du über einen dieser Links etwas bestellst, erhalten wir eine kleine Provision. Mehr Infos über Partnerlinks.

Seltene Erden stehen sinnbildlich für die Widersprüche unserer Zeit: Wir brauchen sie für den Umbau zur klimaneutralen Gesellschaft – aber ihre Gewinnung ist oft alles andere als nachhaltig. Und ihre Knappheit zeigt, wie fragil selbst hochtechnisierte Systeme sein können.

Wer diese Metalle nicht nur als „Zutat“ moderner Geräte, sondern als Schlüsselressource der Zukunft begreift, erkennt: Es braucht mehr Weitblick, mehr Kreislaufwirtschaft – und mehr Unabhängigkeit.