Ein Naturteich ist ein kleines Biotop voller Leben. Zwischen Schilf und Seerosen tummeln sich Libellenlarven, Wasserkäfer, Molche und Kaulquappen. Es ist ein Ort der Ruhe und zugleich ein Mikrokosmos mit faszinierender Artenvielfalt. Doch was passiert, wenn Zierfische einziehen?
Viele träumen von Goldfischen, Kois oder Schleien im eigenen Teich. Doch der Fischbesatz ist nicht nur eine ästhetische Entscheidung. Es ist eine Entscheidung, die tief ins ökologische Gleichgewicht des Teiches eingreift.

Warum Naturgartenfreunde vom Fischbesatz abraten
Fische verändern das ökologische System eines Teiches grundlegend – und nicht immer zum Guten. In naturnahen Teichen, die auf Selbstregulation durch Pflanzen, Mikroorganismen und Kleinstlebewesen setzen, kann der Besatz mit Zierfischen folgende Auswirkungen haben:
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Zunahme von Nährstoffen: Futterreste und Fischkot reichern den Teichboden an – Algenblüten sind oft die Folge.
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Trübung des Wassers: Beim Wühlen nach Futter wirbeln viele Fischarten (z. B. Karpfen, Kois) den Bodenschlamm auf.
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Rückgang der Artenvielfalt: Fische fressen Kaulquappen, Insektenlarven und Amphibien – und dezimieren damit die Tierwelt, die einen Naturteich ausmacht.
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Zerstörung der Unterwasserflora: Einige Arten fressen Pflanzen oder reißen sie beim Gründeln aus.
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Überpopulation und Folgeprobleme: Goldfische und Co. vermehren sich bei günstigen Bedingungen stark. Kleinere Teiche werden schnell überfüllt, und nicht selten landen ungewollte Tiere später illegal in Seen oder Flüssen – mit fatalen Folgen für die heimische Tierwelt.
Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Was passiert im Winter? Flache Gartenteiche frieren oft bis auf den Grund zu. Ohne Technik oder aufwändige Rettungsmaßnahmen überleben viele Fische die kalte Jahreszeit nicht.
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Aber ist ein Naturteich ohne Fische nicht unvollständig?
Ganz im Gegenteil: Ein fischfreier Teich ist oft lebendiger als einer mit Fischbesatz. Molche, Frösche, Libellenlarven und Wasserschnecken finden hier sichere Rückzugsorte. Die Vielfalt entwickelt sich über Jahre, oft ganz ohne Eingriffe.
Es gibt natürlich Fälle, in denen sich Fische auf natürlichem Wege ansiedeln – etwa durch Laichbänder, die an den Beinen von Wasservögeln haften. Arten wie das Moderlieschen können sich dann unauffällig in ein bestehendes Ökosystem einfügen – vorausgesetzt, es ist groß und stabil genug.
Die differenzierte Sicht: Fische mit Maß und Verantwortung
Nicht alle Fachleute lehnen Fischbesatz kategorisch ab. Entscheidend ist:
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Teichgröße und -tiefe: Unter 50 cm Wassertiefe ist ein dauerhafter Fischbesatz riskant – besonders im Winter.
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Art und Anzahl der Fische: Heimische, anspruchslose Arten wie Rotfeder, Stichling oder Bitterling lassen sich besser in naturnahe Teiche integrieren als Kois oder Goldfische.
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Pflege und Technik: Wer Fische hält, muss für eine funktionierende Filtertechnik sorgen – auch nachts. Ausfälle führen schnell zu Sauerstoffmangel und Wasserproblemen.
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Fütterung mit Bedacht: Statt Futter ins Wasser zu streuen, sollte „auf Sicht“ gefüttert werden – also nur so viel, wie in kurzer Zeit gefressen wird.
Ein Naturteich lebt von seiner Vielfalt. Wer Amphibien, Insekten und andere Wasserbewohner fördern möchte, sollte auf Fischbesatz eher verzichten – besonders in kleinen, flachen Teichen. Für größere Anlagen kann ein maßvoller, artgerechter Besatz in Einzelfällen sinnvoll sein – vorausgesetzt, die Pflege stimmt.
Die zentrale Frage lautet also nicht: Fisch oder kein Fisch?, sondern: Was soll mein Teich leisten – für mich und für die Natur?