Schaff eine wilde Ecke im Garten

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Mit wenig Aufwand ein tolles Projekt für mehr Artenvielfalt im Garten: Die wilde Ecke. Früher gehörten sie zum Dorfrandbild: wilde Schutthalden, mit Wildkräutern bewachsene Trampelpfade und ungenutzte Brachen. Hier wuchsen Disteln neben Kamille, zwischen Steinen lebten Eidechsen und Wildbienen fanden im Altgras Unterschlupf. Heute sind solche Flächen selten geworden – nicht zuletzt, weil in vielen Gärten Ordnung und Struktur dominieren. Dabei kann schon eine kleine ungestörte Ecke Großes bewirken: für Tiere, Pflanzen – und das ökologische Gleichgewicht.

Solche Wilden Ecken konnte man früher allerorten finden. Heute ist so etwas selten geworden.

Wilde Ecken – Rückzugsorte mit Geschichte

Sie gehörten früher einfach dazu: Wilde Ecken am Dorf- oder Stadtrand: Bauschutt, Sand, aber auch Altholz wurden wild in der Landschaft „zwischengeparkt“. Schnell wurden diese Ecken von Tieren und Pflanzen erobert. Zwischen Steinresten und Pionierpflanzen wie Rainfarn, Wegwarte und Schafgarbe konnten sich artenreiche Kleinbiotope entwickelt. Solche sogenannten Ruderalflächen entstehen auf nährstoffarmen, gestörten Böden – und sind ökologisch besonders wertvoll, weil sie Strukturreichtum, Blühvielfalt und Wärmeinseln bieten.

Heute sind solche Biotope kaum noch zu finden. Versiegelung, intensive Nutzung und ein übersteigerter Ordnungssinn lassen ihnen keinen Raum. Doch der Gedanke lässt sich im Kleinen neu aufgreifen – direkt im eigenen Garten.

Was eine wilde Ecke leisten kann

Eine wilde Ecke bietet:

  • Lebensraum für Insekten, Vögel, Amphibien und Kleinsäuger
  • Nahrung durch Blüten, Kräuter und abgestorbenes Material
  • Unterschlupf durch Totholz, Laub, Steine und dichte Vegetation
  • Ruhe – keine Pflege, kein Lärm, keine Eingriffe

Und nicht zuletzt: eine Möglichkeit zur Beobachtung. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt in diesen Bereichen überraschend viele Tiere – von Wildbienen über Laufkäfer bis zu Igeln. Die vielen Sämereien bieten Vögeln nicht nur im Winter Nahrung. Stieglitz und Bluthänfling fühlen sich hier pudelwohl.

Winzige wilde Ecke. Aber deswegen nicht weniger interessant: Unter der Schlauchtrommel werden alle beim Graben gefundenen Steine gesammelt.

Auch kleine Flächen helfen

Wilde Ecken können kann winzig sein. Selbst Miniaturversionen bieten Lebensraum: Unter einer Schlauchtrommel lassen sich problemlos Steine aufschichten. Zwischen ihnen wächst Wildkraut, dazwischen huschen Asseln, Spinnen und Ameisen.

Egal ob zwei Quadratmeter am Zaun, ein schattiger Streifen hinter der Gartenhütte oder ein verwilderter Topf auf dem Balkon – entscheidend ist, dass man die Natur dort in Ruhe lässt. Ein toller Platz ist immer der Komposthaufen.

Diese Arten profitieren konkret

Eine wilde Ecke zieht zahlreiche Tiere an, darunter:

  • Insekten wie Wildbienen, Goldwespen, Florfliegen, Laufkäfer
  • Vögel wie Amsel, Rotkehlchen oder Zaunkönig – auf Nahrungssuche
  • Amphibien wie Erdkröten – insbesondere bei Nähe zu Wasser
  • Kleinsäuger wie Igel oder Spitzmäuse – sofern genügend Deckung vorhanden ist
  • Reptilien wie Blindschleichen oder Eidechsen – bevorzugt Stein- und Totholzhaufen

So legst du eine wilde Ecke an

Die Umsetzung ist einfach:

  • Wähle eine möglichst ruhige, ungestörte Stelle
  • Sammle Laub, Äste, Steine oder Reisig und lege sie locker auf
  • Verzichte auf jegliche Pflege – kein Düngen, kein Jäten, kein Schneiden
  • Lass Wildkräuter wie Brennnessel, Distel oder Giersch bewusst stehen
  • Optional: Ein kleines Schild mit dem Hinweis „Hier darf’s wild sein“ kann helfen, Missverständnissen vorzubeugen – gerade in Gemeinschaftsgärten oder bei Nachbarschaftskontakt.

Unordnung ist kein Makel – sondern Methode

Viele Hobbygärtner zögern, bewusst „Unordnung“ im Garten zuzulassen. Doch was auf den ersten Blick nach Nachlässigkeit aussieht, ist in Wahrheit ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. In einer Zeit, in der Wildbienen, Amphibien und viele Vogelarten dramatisch zurückgehen, ist jeder Quadratmeter naturnaher Fläche wertvoll.

Eine wilde Ecke zu schaffen ist weder aufwendig noch kostenintensiv – aber hochwirksam. Sie bringt Leben zurück in den Garten, stärkt das ökologische Gleichgewicht und bietet wertvolle Beobachtungsmöglichkeiten. Und nicht zuletzt ist sie ein stilles Zeichen dafür, dass wir wieder lernen, der Natur Raum zu geben – selbst auf kleinstem Raum.